05.12.2023  Allgemein

Pressemitteilung: Nach PISA-Diagnose muss Bildung politische Priorität in Bund, Ländern und Kommunen werden

Zu den Ergebnissen der PISA-Studie erklärt Kai Gehring (Grüne), Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung im Bundestag:

„Wir erleben einen zweiten PISA-Schock, der noch heftiger ist als der erste. Dass sich die Bildungsergebnisse seit einer Dekade weiter eingetrübt haben, ist besorgniserregend und desaströs für die Perspektiven der jungen Generation, für die Zukunftsfähigkeit und Fachkräftesicherung unseres Landes. Auf diese PISA-Diagnose darf keine Schockstarre folgen, sondern muss eine fundamentale Bildungswende erwachsen: Bildung braucht endlich absolute politische Priorität in Bund, Ländern und Kommunen. Jetzt ist eine gesamtstaatliche und -gesellschaftliche Kraftanstrengung auf allen Ebenen erforderlich, um Bildungschancen sicherzustellen und den Anschluss an erfolgreiche Bildungsnationen nicht zu verlieren. Unsere Stärke als Innovationsland, Forschungs- und Wirtschaftsstandort braucht ein verlässliches Fundament mit einem leistungsstarken und chancengerechten Bildungssystem, das alle Potenziale hebt und niemanden zurücklässt.

Die Hausaufgaben-Liste ist lang: Bildungserfolg und soziale Herkunft entkoppeln, hunderttausende zusätzliche Kitaplätze schaffen, marode Schulen modernisieren, eklatanten Lehrkräftemangel beheben, hohe Schulabbruchzahlen senken, Lese-, Schreib- und MINT-Kompetenzen steigern. Die bildungspolitischen Herausforderungen müssen mit hoher Dringlichkeit angegangen werden, um den künftigen Wohlstand im „Land der Dichter und Denker“ nicht zu verspielen und soziale Gerechtigkeit zu ermöglichen. Dazu brauchen wir deutlich höhere Investitionen in Bildungsinfrastrukturen, eine Ausbildungsoffensive bei Lehrkräften, die systematische Vermittlung von Basiskompetenzen und Future Skills sowie flächendeckend gezielte Förderkonzepte für bildungsbenachteiligte Jugendliche.

Mit den PISA-Ergebnissen wird auch deutlich, dass wir mit dem Startchancen-Programm einen richtigen Weg einschlagen: Ab dem Schuljahr 2024/25 fließen über zehn Jahre 20 Milliarden Euro an Schulen in benachteiligten Quartieren. Die Mittel für kreative Lernräume, Chancenbudgets und zusätzliche Stellen für Schulsozialarbeit mindern die soziale Spaltung bei Bildung und in Stadtteilen. Von solchen gemeinsamen bildungspolitischen Weichenstellungen braucht es weitere, um die dringend notwendige Bildungswende einzuleiten.
Unser Bildungsföderalismus und die KMK dürfen jetzt nicht in ein „Business as usual“ verfallen, sondern müssen gemeinsam mit dem Bund, der Wirtschaft und Zivilgesellschaft ihrer gesamtstaatlichen bildungs-, sozial- und wirtschaftspolitischen Verantwortung gerecht werden – andernfalls untergraben sie ihre Legitimität.“