Zur Veröffentlichung des Academic Freedom Index erklärt Kai Gehring (Grüne), Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung im Bundestag:
„Die Wissenschaftsfreiheit gerät weltweit zunehmend unter Druck. Besonders besorgniserregend ist der Einfluss anti-pluralistischer Parteien auf die akademische Freiheit. Die Analyse belegt, dass die Wissenschaftsfreiheit besonders dann gefährdet ist, wenn solche Parteien Regierungsverantwortung übernehmen.
Diese Ergebnisse müssen uns angesichts des Erstarkens einer neofaschistischen Partei hierzulande alarmieren und zum Handeln bewegen. Dass jeder Fünfte die AfD gewählt hat, ist eine Gefahr für Wissenschaftsfreiheit und -standort. Wir müssen als Gesellschaft alles daransetzen, anti-pluralistische, autoritäre Parteien von der Regierungsverantwortung fernzuhalten – auf allen politischen Ebenen. Der Index zeigt, dass nur funktionsfähige liberale Demokratien maximale Wissenschaftsfreiheit garantieren können. Die Prüfung des AfD-Verbotsverfahrens ist daher weiter notwendig und richtig, weil sie alle wesentlichen Verfassungswerte systematisch infrage stellt.
Besorgniserregend sind auch die Entwicklungen in einzelnen Ländern. Während sich die Lage in Polen nach dem Regierungswechsel leicht verbessert hat, ist in Argentinien und den USA ein deutlicher Rückgang der Wissenschaftsfreiheit zu beobachten. Diese globalen Trends unterstreichen die Notwendigkeit, Programme für verfolgte Wissenschaftler*innen und Studierende weiter auszubauen. Angesichts der wissenschaftsfeindlichen Agenda der Trump-Regierung haben unsere deutschen Wissenschaftseinrichtungen jetzt die Chance, in ihrer Forschungsarbeit gegängelten und eingeschränkten Wissenschaftlern aus den USA Zuflucht und Perspektiven zu bieten.
Die Ergebnisse des Academic Freedom Index 2025 verdeutlichen einmal mehr, wie wichtig es ist, die Autonomie der Hochschulen zu schützen, die staatliche Forschungsförderpraxis ausschließlich entlang wissenschaftlicher Gütekriterien sicherzustellen und qualitativ hochwertige Wissenschaftskommunikation zu stärken. Nur so können sie der zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung durch offenen Diskurs, fundierte Wissensproduktion und Bildung entgegenwirken. Wir müssen die Wissenschaftsfreiheit als Grundpfeiler unserer Demokratie verteidigen und stärken – hierzulande und weltweit.“