Seit Ende 2016 eskaliert in der Republik Kamerun der Konflikt zwischen dem englischsprachigen Landesteil und der Zentralregierung. Der Konflikt reicht bis in die Zeiten der Unabhängigkeitserklärung Kameruns zurück, hat sich aber in den vergangenen zwei Jahren massiv verschärft. Die ehemalige deutsche Kolonie wurde nach dem ersten Weltkrieg in ein britisches und ein französisches Gebiet aufgeteilt und ein Jahr nach der Unabhängigkeit 1961 zusammengeführt. Im Bereich des Justiz- und Schulsystems bestand die Teilung auch nach der Unabhängigkeit des Landes fort. Die Zentralregierung nutzte in den vergangenen Jahren jedoch insbesondere das Justiz- und Bildungswesen vermehrt dazu, die englischsprachigen Westprovinzen strukturell zu schwächen, indem dort vorwiegend Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte sowie Lehrpersonal, mit Kenntnissen des französischen Rechts- und Schulsystems eingestellt wurden.
Die Bevölkerung reagierte zunächst mit Generalstreiks und friedlichen Demonstrationen, die von der Regierung gewaltsam niedergeschlagen wurden. Es gab Todesopfer und Verletzte. Zahlreiche Aktivistinnen und Aktivisten wurden inhaftiert. Dialogmöglichkeiten wurden von der Zentralregierung konsequent verweigert. Obwohl die Verfassung den Schutz beider Sprachen, Kulturen, Ausbildungs- und Justizsysteme garantiert, wird die Bevölkerung im englischsprachigen Landesteil Opfer systematischer Diskriminierung und institutioneller Marginalisierung. Seit Beginn des Konflikts ist die Schule in der Region länger als ein Jahr ausgefallen.