Kai Gehring, Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung im Bundestag, erklärt:
„Unsere Familien, Bildungs- und Jugendeinrichtungen müssen die junge Generation stark machen gegen zunehmende autoritäre Propaganda anti-demokratischer Kräfte. Die gewachsene zukunftspessimistische Stimmungslage junger Menschen ist bedenklich, als Gesellschaft und Politik müssen wir diese ernstnehmen. Wenn aktuell 22 Prozent der unter 30-Jährigen die AfD wählen würden, droht etwas zu kippen. Polykrise und Komplexität der Gegenwart erfordern bei Jugendlichen mehr Resilienz, eine gezieltere politische Bildung und ein besseres Geschichtsbewusstsein, um gegen rechtsradikale und extremistische Parolen immunisiert zu werden. Die AfD ist eine gefährliche „Alternative für Diktatoren“, keine pro-demokratische Problemlöserin für Jugendliche.
Grundschulen und weiterführende Schulen müssen bundesweit und flächendeckend wieder stärker zu Lern-Orten für Demokratie, gegen Autoritarismus und für Geschichtsbewusstsein werden. Ich fordere die Bundesländer und die KMK dazu auf, den Unterricht in Sachkunde, Sozialwissenschaften, Politik und Geschichte spürbar und für alle Altersgruppen zu stärken. Denn historisches und politisches Wissen, Geschichts- und Demokratie-Lernen kommen nicht von selbst. Alle 16 Lehrpläne der Länder brauchen einen Check und ein Update, wie unter anderem über das Scheitern der Weimarer Republik, die Machtergreifung Hitlers, den Holocaust und die Gräueltaten der NS-Diktatur unterrichtet wird. Dem Bildungssystem kommt eine Schlüsselrolle zu, wenn es um Demokratiebildung, Geschichtsbewusstsein und Prävention vor anti-demokratischem Extremismus geht.
Gedenkstättenbesuche sensibilisieren Jugendliche für Unrecht, vermitteln historische Verantwortung, halten Erinnerung wach und müssen alle Schülerinnen und Schüler erreichen. Gleichzeitig muss in Schulen wieder mehr Demokratiebildung stattfinden, die unsere Verfassungswerte und freiheitlich-demokratische Grundordnung genauso vermittelt wie die vielfältigen Möglichkeiten, sich politisch und zivilgesellschaftlich in unserer Demokratie aktiv einzubringen. Lehrkräfte können hier auch mithilfe erfahrener außerschulischer Partner den Jugendlichen Orientierung jenseits von Social-Media-Plattformen geben.
Auch moderne Medienkompetenzen und der Umgang mit Fake News müssen bundesweit an unseren Schulen eine stärkere Rolle spielen. Denn junge Menschen informieren sich vor allem in den sozialen Medien und nehmen dort das politische Geschehen wahr. Alle demokratischen Parteien müssen zudem deutlicher machen, dass sie sich um zentrale Themen der jungen Generation und ihrer Zukunft kümmern – von Digitalisierung über Ausbildungsfinanzierung bis Klimaschutz.“