17.10.2018  Forschung

Gender Studies in Ungarn: Frontalangriff auf die Wissenschaftsfreiheit und europäischen Wertekanon

Anlässlich des Verbots der Gender Studies an ungarischen Universitäten erklärt Kai Gehring, Sprecher für Forschung, Wissenschaft und Hochschule:

 

„Die rechtskonservative Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orbans geriert sich mit der Verbannung der Geschlechterforschung von den ungarischen Hochschulen einmal mehr als wissenschaftsfeindlich – und damit demokratie- und europafeindlich. Wissenschaftsfreiheit gehört zum Markenkern des europäischen Wertekanons, das muss auch die ungarische Regierung akzeptieren. Mit diesem Frontalangriff auf unser Wertefundament will Orban Ungarn ins vormoderne Vorgestern zurückkatapultieren und die Verteidiger*innen gesellschaftlicher Vielfalt weiter einschüchtern. Ein solch schwerer Schlag gegen freie Forschung und Lehre, die Geschlechterforscher*innen und Studierenden ist für uns Europäer*innen nicht hinnehmbar.

 

Die EU-Kommission in Brüssel und auch die Bundesregierung in Berlin müssen zeigen, dass unsere Grundwerte nicht verhandelbar sind. Denn auch andere in Augen der rechten ungarischen Regierung missliebigen Forschungszweige drohen ins Visier staatlichen Kontrollwahns und der Wissenschaftsfeindlichkeit zu geraten. Ein klares Bekenntnis von Ministerin Karliczek zur Bedeutung der Gender Studies und Wissenschaftsfreiheit wäre jetzt dringend angebracht. Geschlechterforschung leistet große Beiträge zur Bewältigung der gesellschaftlichen Herausforderungen, vor denen wir stehen. Denn auch in Deutschland sind wir noch viel zu weit entfernt von der Gleichstellung und Chancengerechtigkeit der Geschlechter – das beweist schon ein Blick in die Spitzenpositionen der Republik.“