Am 28. Mai trafen sich Hermann Marth, Vorstandsvorsitzender, und Jolanta Nölle, Mitglied des Vorstands der Stiftung Zollverein mit Kai Gehring, Essener Mitglied des Deutschen Bundestags und Grünen-Politiker, zum Gespräch. Die anderthalbstündige Aussprache fand statt infolge der breiten öffentlichen Kritik an der Entscheidung der Stiftung, die Aktion von schwul-lesbischen Jugendlichen des Vereins „SVLS e.V. – Engagiert für Vielfalt und Lebensfreude“ anlässlich des „Internationalen Tages gegen Homophobie und Transphobie“ am 17. Mai 2015 auf dem Gelände des UNESCO-Welterbe Zollverein nicht zu genehmigen. Der Grünen-Parlamentarier hatte zuvor gegenüber Medien (WAZ, NRZ und Tagesspiegel) die Entscheidung und ihre Begründung als diskriminierend kritisiert.
Beide Seiten werteten das Gespräch als Erfolg: „Es verlief offen, intensiv und konstruktiv nach vorne gerichtet“, so Gehring, Marth und Nölle. Die Gesprächspartner*innen kamen überein, dass die Absage und ihre Begründung ein Fehler war, welcher die Gefühle vieler Menschen verletzt hat und sich nicht wiederholen dürfe. Marth und Nölle brachten ihr Bedauern zum Ausdruck, dass die Absage zu Missverständnissen und großem Unmut geführt hat. Sie zeigten großes Verständnis dafür, dass die Jugendlichen, ihre Familien und Freunde die Begründung als Herabwürdigung empfunden haben. Die beiden Vorstände stellten zudem in Aussicht, einen verfeinerten Kriterienkatalog für die Genehmigungspraxis von Veranstaltungen auf Zollverein zu entwickeln.
Gehring zeigte sich nach dem Gespräch zufrieden mit dem Ergebnis: „Es war wichtig, dass sich der Vorstand der Stiftung Zollverein schriftlich und im persönlichen Gespräch aufrichtig für die Entscheidung entschuldigt hat. Dass die Stiftung mit mir und dem Verein das Gespräch sucht, ist ein gutes Zeichen, um das Vertrauen der schwul-lesbischen Community in die Stiftung Zollverein wieder aufzubauen. Zollverein hat mir gegenüber klargemacht, dass sie als ein Ort der Weltoffenheit und Vielfalt Schwule und Lesben willkommen heißt und die Bekämpfung von Homophobie unterstützt. In diesem Sinne haben wir verabredet, dass die Stiftung dem Verein SVLS und seinen Jugendlichen Angebote unterbreitet, mit denen schwul-lesbische Lebensweisen auf dem Zollverein-Gelände noch vor dem nächsten Internationalen Tag gegen Homophobie durch konkrete Formate sichtbar werden. Darüber hinaus prüft Zollverein weitere Ideen, wie sie auf die schwul-lesbische Community verstärkt zugeht und sie als wichtige Zielgruppe für ihre Angebote sieht.“
Der Vorstand der Stiftung Zollverein erklärte nach dem Gespräch: „Das UNESCO-Welterbe Zollverein ist ein Ort, der für Weltoffenheit und Toleranz steht. Es spiegelt nicht nur die Geschichte der Region wieder, sondern auch ihre Gegenwart, die sich durch eine große gesellschaftliche Vielfalt auszeichnet. Es ist eine unserer wichtigsten Aufgaben, dies allen Besuchern, Akteuren und Mitarbeitern gegenüber zum Ausdruck zu bringen. Wir entschuldigen uns bei allen Menschen, deren Gefühle wir verletzt haben und wir bedanken uns bei denen, die sich kritisch zu der Absage geäußert haben, denn sie haben uns viele konstruktive Ideen mitgeteilt. Wir werden uns nun mit dem SVLS und den Jugendlichen treffen und gemeinsam überlegen, wie wir künftig zum Abbau von Homophobie und Transphobie beitragen können.“