Zum Fachkräftegipfel der Bundesregierung am Mittwoch, den 07. September, erklärt Kai Gehring (Bündnis90/Die Grünen), Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung:
„Deutschland benötigt dringend eine umfassende Fachkräftestrategie, die Bildungs-, Arbeitsmarkt-, Wirtschafts-, Familien- und Einwanderungspolitik zusammendenkt. Die Vorgänger-Regierung hat zu wenig Vorsorge getroffen, um den absehbaren Engpass an klugen Nachwuchskräften frühzeitig abzuwenden. Es ist daher ein wichtiges Signal, dass die Bundesregierung jetzt bei einem Fachkräftegipfel mit Vertreter*innen aus Wirtschaft und Gewerkschaften zusammenkommt und Maßnahmen aufgleist. Gut ausgebildete Fachkräfte sind die Grundlage unserer Volkswirtschaft, nur mit ihnen können wir die großen Transformationen und Krisen unserer Zeit bewältigen.
Die Erwartungen an den Fachkräftegipfel und das weitere konkrete Regierungshandeln sind hoch, weil es in immer mehr Branchen und Regionen an Fachkräften mangelt: Zeitnah Handwerker*innen zu finden, wird immer schwieriger. Kinderbetreuung und Pflege lassen sich nur mit mehr Erzieher*innen und Pflegekräften ausbauen. Schwimmbäder bleiben geschlossen, weil es an Bademeistern mangelt. Die Verkehrswende gelingt nur mit mehr Personal für Bus, Bahn- und Fernverkehr.
Von Bundesministerin Stark-Watzinger erwarte ich, dass sie die im Koalitionsvertrag verabredeten Maßnahmen zur Stärkung der beruflichen Bildung in die Fachkräftestrategie einbringt und zügig umsetzt. Dazu gehört, die Berufsorientierung bundesweit zu verbessern, um Schüler*innen Zukunftsperspektiven und Berufswege sowohl durch eine Ausbildung als auch durch ein Studium gleichermaßen aufzuzeigen. Eine Ausbildungsgarantie und Jugendberufsagenturen müssen flächendeckend aufgegleist werden. Die berufliche Neuorientierung muss in Zeiten des digitalen und ökologischen Strukturwandels durch Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten attraktiver gemacht werden – auch mittels einer besseren finanziellen Unterstützung durch ein „Lebenschancen-BAföG“. Es braucht ein Update der „Nationalen Weiterbildungsstrategie“, die lebenslanges Lernen und verbesserte Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung stärker forciert, durch mehr Weiterbildungsverbünde und neue Weiterbildungsagenturen. Hürden bei der Anerkennung von Bildungs- und Berufsabschlüssen aus dem Ausland müssen abgesenkt werden, um mehr Fachkräfteeinwanderung zu ermöglichen.
Im Zusammenspiel mit einem modernisierten Einwanderungsrecht, attraktiveren Arbeitsbedingungen und einer verbesserten Vereinbarkeit von Familie und Beruf kann dem Fachkräftemangel mit einer starken beruflichen Bildung entgegengewirkt werden. Wir dürfen kein Talent zurücklassen, müssen Hürden abbauen, Zugänge und Aufstieg erleichtern.“