Die Bilanz von 15 Jahren Bologna-Prozess muss Ansporn sein, die visionären und ambitionierten Ziele eines europäischen Hochschulraums tatsächlich zu verwirklichen. Noch immer säumen Baustellen den Bologna-Prozess, der auch nach eineinhalb Jahrzehnten nicht abgeschlossen ist.
Die Bundesregierung darf bestehende Bologna-Mängel nicht bloß verwalten, sondern muss eine bessere Umsetzung aktiv gestalten. Herausforderungen wie überstrukturierte Studiengänge, ausbaufähige Auslandsmobilität von Nicht-Akademikerkindern, hohe Arbeitsbelastung der Studierenden und mangelnde Anerkennungspraxis von andernorts erbrachten Studienleistungen, müssen von der Bundesregierung angegangen werden. Die soziale Dimension der Studienreform darf nicht länger zu kurz kommen. Auch deswegen ist eine BAföG-Reform mehr als überfällig und eine Stärkung sozialer Infrastruktur auf dem Campus vonnöten.
Immer wieder haben Studierende, Lehrende, Vertreter aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft auf Mängel bei der Bologna-Umsetzung hingewiesen. Notwendig ist ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess in Bund, Ländern und Hochschulen, um aus der Bologna-Reform eine echte europäische Studienqualitätsreform zu machen. Die Bundesregierung muss zudem bei der Einstellung von BA-Absolventen mit gutem Beispiel vorangehen, anstatt nur BA-Absolventen mit Promotion oder langjähriger Berufserfahrung zum höheren Dienst zuzulassen.