Zur Entwicklung der Zahl der Bafög-Empfänger erklärt Kai Gehring, Sprecher für Hochschule, Wissenschaft und Forschung:
Die BAföG-Novelle der Koalition bleibt ein großer Bluff ohne Wirkung für die Bildungsgerechtigkeit. Nur noch jeder fünfte Studierende bekommt BAföG. Auch im vergangenen Jahr ist die Zahl der Geförderten um weitere 4,5 Prozent gesunken. Die Studierenden verlieren so zunehmend Zugang und Vertrauen in diese Unterstützung.
Nach zwölf Jahren CDU-Bildungsministerinnen ist das BAföG weniger wert als vorher. Diese Schrumpfkur trifft Studierende hart und ist ein maximal schlechtes Zeugnis für Ministerin Wanka. Ihr Versprechen von 110.000 Studierenden, die laut Novelle ab Herbst 2016 zusätzlich BAföG-berechtigt sein sollten, entpuppt sich als reinstes Wunschdenken. Die neuen Zahlen belegen die verheerende Wirkung des BAföG-Bluffs von Union und SPD. Eine echte Reform und Trendwende zu einer gerechteren Studienfinanzierung gehen anders.
Gerade mal 4.000 Studierende mehr als im Jahr 2015 bekommen eine Vollförderung – das ist nicht mal ein Silberstreifen am Horizont. Die Zahl der Teilgeförderten sank um über 30.000. Damit verliert das BAföG weiter zusehends an Attraktivität und Wirksamkeit. Chancen zum Bildungsaufstieg bleiben spärlich gesät. Gerade Studieninteressierte aus Elternhäusern mit geringem bis mittleren Einkommen trauen dem BAföG immer weniger. Der Anteil derjenigen, die neben dem Studium arbeiten, steigt immer weiter. Das verlängert das Studium oder führt sogar zum Studienabbruch.
Diese Regierung hinterlässt eine Lücke, wo eine Leiter für den Aufstieg durch Bildung nötig ist. Denn wo jemand hin will, darf nicht von Herkunft oder Geldbeutel abhängen. Es braucht endlich mehr soziale Gerechtigkeit, Durchlässigkeit und Zielgenauigkeit bei der staatlichen Studienförderung.
Deswegen muss das BAföG schleunigst verbessert, ausgebaut und regelmäßig automatisch erhöht werden. Wir wollen es zu einer Studienfinanzierung aus zwei Säulen erweitern: mit einem Studierendenzuschuss für alle und einem Bedarfszuschuss für Studierende aus ärmeren Elternhäusern. Beide Säulen sind als Vollzuschüsse ausgestaltet, so dass am Ende keine Schulden stehen. Unser Zwei-Säulen-Modell wäre eine echte Reform, die wirksam Hürden auf dem Weg zur Hochschule abräumt.