Zum heute erschienenen „Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs“ erklärt Kai Gehring, Sprecher für Hochschule, Wissenschaft und Forschung:
Das deutsche Wissenschaftssystem wird dem Anspruch fairer statt prekärer Wissenschaftskarrieren weiter nicht gerecht, das zeigt der neue Bundesbericht. Zwar ist bei Hochschulen und Wissenschaftsorganisationen das Problembewusstsein gewachsen, dass der wissenschaftliche Nachwuchs bessere Arbeitsbedingungen und mehr Familienfreundlichkeit benötigt. Seitens der Politik muss das aber mit den nötigen finanziellen Rahmenbedingungen flankiert werden, damit aus ersten Sonnenstrahlen ein echter Frühling wird.
Solange die Grundfinanzierung der Hochschulen stagniert, sind bessere Arbeitsbedingungen und planbare Karrierewege in der Breite kaum umsetzbar. Eine Vielzahl befristeter Pakte zwischen Bund und Ländern kann eine dauerhaft verlässliche Grundfinanzierung nicht ersetzen. Auch ist das Befristungsunwesen an Hochschulen und in Forschungseinrichtungen bei weitem noch nicht überwunden. Ein hoher Anteil der Arbeitsverträge hat eine unsäglich kurze Laufzeit von unter einem Jahr. Doch für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf braucht es dringend verlässliche Strukturen und mehr Planbarkeit, damit Kinderwünsche nicht aus beruflichen Gründen scheitern.
Es braucht deshalb weitere Initiativen für planbare Karrierewege und mehr Familienfreundlichkeit in der Forschung. Sonst bleibt das Risiko, dass junge Leute trotz ihres Optimismus und großen Engagements der Wissenschaft Lebewohl sagen. Das wäre ein schmerzlicher Verlust an Talenten und Kreativität für den Wissenschaftsstandort Deutschland.