28.03.2024  Bildung

Lehren aus der Corona-Pandemie für Bildung und Wissenschaft (Pressestatement)

Kai Gehring (Grüne), Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, zu den Lehren aus der Corona-Pandemie mit Blick auf Bildung und Wissenschaft:

„Die Corona-Pandemie war vor allem für Kinder und Jugendliche eine einschneidende und belastende Lebensphase. Wir können mit Gewissheit sagen, dass es falsch war, Bildungseinrichtungen wie Kitas, Schulen und Hochschulen so lange geschlossen zu halten. Es wäre möglich gewesen, Kitas, Schulen und Hochschulen mit ausgeklügelten Schutzkonzepten als Orte der Bildung und Begegnung offenzuhalten.

Bei einem Teil der Kinder und Jugendlichen hat die Pandemie psychische und mentale Narben hinterlassen, die teils bis heute nachwirken. Darauf braucht es weiter eine Antwort, indem die Versorgung mit Kinder- und Jugendpsychologen ausgebaut wird, um viel zu lange Wartezeiten zu reduzieren und eine bedarfsgerechte Unterstützung sicherzustellen.

Insgesamt lässt sich bilanzieren, dass die Pandemie-Politik viele Leben gerettet hat, weil sie sehr gut durch die Wissenschaft beraten und begleitet wurde. Dass zügig nach dem Pandemie-Ausbruch ein Impfstoff „made in Germany“ zur Verfügung stand, war ein Meisterstück unseres Forschungsstandorts, der weltweit Leben rettete und Krankheitsverläufe abmilderte. Obwohl es in der akuten Krisenbewältigung einen enormen Handlungsdruck und teils wissenschaftliche Unsicherheiten gab, wurden politische Entscheidungen hierzulande möglichst evidenzbasiert getroffen.

In Deutschland haben wir in dieser Zeit eine Hochphase der Wissenschaftskommunikation erlebt. Viele Menschen haben verstanden, wie Forschende arbeiten und das Vertrauen in die Wissenschaft ist stabil geblieben. Das ist ein Pfund für faktenbasierte Entscheidungen und lösungsorientiere demokratische Prozesse. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler leisten exzellente Arbeit und müssen damals, wie heute vor Anfeindungen geschützt werden.

Wir haben durch Corona viel für Pandemieprävention und Krisenvorsorge gelernt: Wissen, das künftig angewendet werden muss, um uns als Gesellschaft resilienter zu machen. Im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung haben wir in den vergangenen Jahren in mehreren Fachgesprächen die Lehren aus der Corona-Pandemie für den Schulbereich und für die Wissenschaft diskutiert und aufgearbeitet.

Um zukünftig noch besser auf die Expertise der Wissenschaft zurückgreifen zu können, sollten wir geeignetere interdisziplinäre wissenschaftliche Beratungsstrukturen aufbauen, wie es etwa die DFG vorschlägt. Als Grüne im Bundestag mussten wir monatelang für einen Pandemierat Druck machen, bis er endlich eingerichtet wurde – bei künftigen Pandemien gäbe es ihn sicher viel schneller.

Für eine nie dagewesene Pandemiesituation wurde schnellstmöglich und tiefgreifend reagiert – vom Schutz vulnerabler Gruppen über Digitalisierungsschub bis Homeoffice-Regeln.

Die Pandemie ist für Long-Covid-Betroffene noch nicht zu Ende, darum war es sehr wichtig, die Forschungsmittel hierzu um weitere 200 Millionen Euro zu erhöhen. Wichtig ist ein gesellschaftliches und politisches Bewusstsein: nach der Pandemie kann vor der Pandemie sein, und wir müssen unsere Frühwarnsysteme schärfen.“