Europa wäre ohne Erasmus wie ein Haus ohne Bewohner. Die Finanzierung des neuen Erasmus+-Programms darf daher nicht auf wackligen Beinen stehen: Gemessen am ursprünglichen Gesamtbudget von 19 Milliarden Euro, sind die von den EU-Mitgliedstaaten für Erasmus+ zusammengetragenen 14,8 Milliarden Euro unzureichend. Die Staaten dürfen keine finanzielle Schieflage des Bildungsprogramms riskieren und nicht gegen die eigene EU2020-Strategie verstoßen, die höhere Investitionen in Bildung und Forschung vorsieht. Eine heimliche Sparpolitik auf dem Rücken der jungen Generation Europas wäre doppelzüngig.
Dass Erasmus+ die Markennamen Comenius, Erasmus, Leonardo da Vinci und Grundtvig für die jeweiligen Bildungssektoren beibehält, entspricht unserer Forderung. Neben der Wiedererkennbarkeit der Programmlinien muss jetzt der Zugang zu ihnen erweitert werden. Erasmus+ muss die Mobilität vor allem in der nicht-universitären Bildung deutlich erhöhen, damit Auszubildende endlich stärker von EU-Förderprogrammen profitieren.
Die Bundesregierung muss auch in der nationalen Politik mehr für die Mobilität junger Menschen tun: Es ist problematisch, dass die Auslandsmobilität deutscher Studierenden stagniert. Vom selbstgesteckten Ziel, wonach 50 Prozent der deutschen Studierenden studienbezogen in das Ausland gehen, sind wir noch weit entfernt. Dabei sind die Unterschiede bei der Bildungsherkunft erschreckend: Während die Mobilitätsquote bei Studierenden mit hoher Bildungsherkunft bei 21 Prozent liegt, sind nur neun Prozent der Studierenden mit niedriger Bildungsherkunft mobil. Bildungsmobilität darf keine Frage sozialer Herkunft sein, sondern braucht breite Zugänge für alle. Diese Herausforderung muss national wie europäisch angepackt werden, um den Austausch sozial zu öffnen.