Zum zehnten Jahrestag der Atomkatastrophe von Fukushima am 11. März 2021 erklärt der Essener Grünen Bundestagsabgeordneter Kai Gehring:
„Auch zehn Jahre nach dem Super-Gau im japanischen Atomkraftwerk Fukushima sind die Folgen für Mensch und Natur katastrophal: Für die sichere Bergung und Entsorgung der geschmolzenen Brennelemente gibt es noch immer kein belastbares Konzept. Millionen Tonnen verstrahltes Wasser müssen in den Pazifik entsorgt werden. Und 4.000 Arbeiter:innen müssen sich täglich der gefährlichen Strahlung aussetzen, um Schäden zu beseitigen. Erdbeben haben zudem vor wenigen Wochen zu neuen Schäden an der Atomruine geführt. Die Ereignisse sind uns eine Mahnung: Diese Technologie ist nicht beherrschbar.
Dennoch setzen viele Länder auch in Europa auf Atomkraft. In Frankreich wurde gerade die Laufzeitverlängerung von gleich 32 Alt-Reaktoren genehmigt. In Belgien, der Schweiz oder Tschechien häufen sich die Pannen in den Reaktoren. Die polnische Regierung hat Pläne, mit AKW-Neubauten an der Ostsee in die Atomenergie einzusteigen.
Zum Betrieb dieser Atomanlagen bezieht halb Europa sein Material aus Deutschland. Denn während Ende nächsten Jahres die letzten Atomreaktoren hierzulande abgeschaltet werden, exportiert Deutschland weiter fleißig Brennelemente und Uran. Sogar bekannte Risikomeiler direkt an unseren Grenzen erhalten aus den deutschen Atomfabriken Brennelemente, darunter das AKW Cattenom in Frankreich, die AKWs Doel und Tihange in Belgien sowie Borssele in den Niederlanden. Die Bundesregierung unterläuft mit ihren Export-Genehmigungen nicht nur den eigenen Atomausstieg, sondern sorgt dafür, dass sich das europäische Atomkarussell weiter dreht. Dafür nimmt sie auch bewusst das Risiko eines Atomunfalls in unserer direkten Nachbarschaft in Kauf.
Das ist verantwortungslose Politik. Zum vollständigen Atomausstieg gehört auch das Schließen von Atomfabriken bei uns. Die Bundesregierung muss sich außerdem aktiv für einen europäischen Atomausstieg einsetzen und sich entschlossen gegen Atomkraftförderung stellen. Sie muss sich mit Stellungnahmen bei den AKW-Bauplänen der Nachbarstaaten einbringen sowie Bündnispartner für einen europäischen Atomausstieg zusammenbringen.
Nur so können wir unseren Beitrag dazu leisten, um für uns und für unsere Kinder das Risiko einer strahlenverseuchten und krankmachenden Umwelt nachhaltig zu reduzieren.“